Zeit und Eisenbahn
Eine nicht ganz typische Geschichte an einer unvollendeten Bahnstrecke
Zeitreise in Oberbayern
2023; 224 Seiten, 398 Abbildungen, Format 21 x 30 cm; gebunden
EISENBAHN AUF DEM LAND ZWISCHEN MÜNCHEN UND SIMBACH
Dieses Buch beleuchtet – mit Blick auf die Eisenbahn – die Lebensumstände der Menschen in unserem Gäu in den Zeiten seit dem Bau der Bahnstrecke München – Simbach. Ausführlich behandelt das Werk auch
- die Nebenbahn Thann-Matzbach - Isen – Haag, vom Bau bis zu ihrer „Verkraftung“ 1968 und ihrem Abbau 1992 und
- die Eisenbahnkatastrophe in Walpertskirchen am 8. November 1951 aufgrund von aufgetauchten Original-Dokumenten.
Es ist kein klassisches Eisenbahnbuch, sondern eine Erzählung über die Rolle der Eisenbahn auf dem Land. Sie legt dar, welche Bedeutung, welchen Nutzen sie für die Bevölkerung hatte und hat, seit sie vor 160 Jahren in das östliche Oberbayern kam.
Diese Erzählung von Zeit und Eisenbahn erfolgt am Beispiel von den drei benachbarten Bahnstationen Hörlkofen, Walpertskirchen und Thann-Matzbach dreißig Kilometer östlich Münchens und einem längst vergessenen „Bockerl“ als eine nicht ganz typische Geschichte an einer „Unvollendeten“. Denn die Bahnstrecke München – Mühldorf, an der die Stationen liegen, hatte immer das Pech, dass ihr Ausbau, mit dem man 1909 begonnen hatte, durch die Kriege und infolge politischer Ereignisse gestoppt wurde. Nach jahrzehntelanger stiefmütterlicher Behandlung hat man sich in den 1980ern daran erinnert, für welchen Zweck sie einst gebaut wurde, weshalb der Streckenausbau zwar seit 1985 im Bundesverkehrswegeplan enthalten, aber seither kaum vorangekommen ist.
So handelt dieses Buch sowohl vom ungewöhnlichen Schicksal dieser Bahnstrecke als auch von der ebenso nicht nach bekannten Mustern verlaufenen Geschichte der drei Nachbarbahnhöfe. Der Bahnhof Hörlkofen war einst eine einfache „Haltstelle“, die die Königlich Bayerische Staatsbahn als Provisorium betrachtete. Umgekehrt hatte Walpertskirchen eine „Station II. Classe“, von der nur noch ein einfacher Haltepunkt übrig geblieben ist und der längst stillgelegt wäre, hätte er nicht durch beharrliches und langjähriges Engagement gerettet werden können. Mit seinem angeschlossenen Museum und dem Blumenschmuck unterscheidet er sich sehr wohltuend von der Masse der Bahnstationen, die Verunstaltungen, Unrat und Tristesse kennzeichnen. Leider gehört auch das schreckliche Zugunglück von 1951 zu seiner Geschichte.
Aus dem „Provisorium“ wurde schon vier Jahre später ein Bahnhof, und aus diesem soll nach den Plänen zur Ausbaustrecke („ABS 38“) ein neuer, vier Kilometer langer werden, bestehend aus den „Verkehrsstationen“ (d. h.den S-Bahn-Haltepunkten) Hörlkofen und Walpertskirchen und einem dazwischen liegenden Betriebsbahnhof. Auch diese Entwicklung zeichnet das Buch nach; es enthält hierzu Zeichnungen zu den geplanten Bahnanlageneinschließlich der Abzweigstelle Obergeislbach, an der die „Walpertskirchener Spange“ ein- bzw. ausfädeln soll. Auch die längst vergessene Stichstrecke Thann-Matzbach – Haag hat ihren Platz in dem neuen Buch, schon deshalb, weil es einst fast zehn Jahre lang so genannte „Rangierzüge“ gab, die zwischen Haag und Walpertskirchen fuhren. Die Haager Bahn war eine der typischen bayerischen Lokalbahnen Crailsheimscher Prägung, deren Schicksal aufgrund ihrer Linienführung vorgezeichnet war und daher wie so viele gegen die Motorisierung keine Chance hatte. Dennoch hielt sich ihr Personenverkehr bis 1968 – wegen einer Straße, die so schlecht war, dass sie Busse nicht befahren konnten! An das „Haager Bockerl“ wird bald ein Café namens „Haltestelle Pyramoos“erinnern, das gegenwärtig an historisch korrekter Stelle eingerichtet und mit ebensolchen (vom Verfassergestellten) Exponaten und Bilddokumenten aufwarten wird. Dass der Abzweigbahnhof Thann-Matzbach nach dem Abbau der Haager Nebenbahn nicht stillgelegt wurde, verdankt er der eingleisigen Strecke, er wird nach wie vor für Zugkreuzungen gebraucht. Eisenbahn und ihre Geschichte sind untrennbar mit dem jeweiligen Zeitgeist verknüpft, und Eisenbahn und Staatwar lange Zeit gleichbedeutend. Deshalb soll dieses Werk auch Eindrücke dazu vermitteln, wie sich das Verhältnisdes Staates und seiner Bürokratie zu den Menschen gestaltete auf ihrem langen Weg von „Unterthanen“ zu Bürgern, und dass es hier im Vergleich zu damals auch heute noch viele Parallelen gibt. Dabei eröffnet das Buch Einblicke in Gegebenheiten, die heute als Kuriositäten erscheinen – beispielsweise die kaum mehr vorstellbare Ära, in der der Vorstand eines Landbahnhofs in Personalunion eine Postagentur leitete und ihm die Aufsicht über die Postzustellung seines Bezirks oblag.
Und ganz nebenbei ist das Buch eine Reminiszenz und Hommage an die robusten Diesellokomotiven der Baureihe218, die seit 1974 die meisten Züge der Strecke, sowohl im Reise- als auch im Güterzugdienst beförderten.
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