Felda - Bahn im Jahr 1882
2002; Nachdruck, 112 Seiten, 84 Zeichnungen, 25 Tabellen, 15 x 21 cm; kartoniert
Schmalspurige Secundär-Bahn im Grossherzogtum Sachsen-Weimar
Herausgegeben von der Locomotiv-Fabrik Krauss & Co. München - Linz a/D.
Erbauer und Betriebspächter der Felda-Bahn
Aus dem Vorwort
Bei dem Wege, den wir in der Praxis bis zu dem Zeitpunkte zurücklegen, wo wir mit dem gemachten Erfahrungen etwas Selbstständiges zu leisten vermögen, nehmen wir gar manchen Keim des Unkrautes in uns auf, das wir erst entdecken, wenn der Same aufgegangen ist. Wir verlieren oft die natürliche Anschauung eines Gegenstandes, wenn wir dem Autoritätsglauben anhängen und nicht selbst unseren Verstand arbeiten lassen, wenn wir nicht alle die Factoren herbeiziehen, die zur Aufklärung einer Sache beizutragen vermögen und überhaupt nicht bestrebt sind, unsere objective Urteilsfähigkeit auszubilden. Die brutale Macht der Gewohnheit führt gar bald zur Schablone, über deren Rahmen wir nicht mehr hinauszukommen vermögen, wenn wir uns ihrer nicht schon bei Zeiten erwehren.
Nirgends aber ist die Schablone gefährlicher, als wenn für eine Sache erst eine neue Basis geschaffen werden muss und eine solche Sache ist unbestritten die Erstellung und der Betrieb von Vicinalbahnen. Es ist zwar diese Sorte des modernen Verkehrswesens nichts Neues: aber es existiren äusserst wenige solche Anlagen, die als gutes Beispiel dienen können, weil sie nicht ein selbstständiges Individuum sind, sondern nur eine in unpassende Verhältnisse übergetragene Form der Hauptbahnen. Bei den mannigfaltigen, in ihrer Combination ausserordentlich vielfältigen, auf die Gestaltung einer Vicinalbahn erwirkenden Verhältnissen muss man von einer Schablone ganz und gar Umgang nehmen, wenn man bei den oft sehr ökonomischen Verhältnissen des von der Bahn zu durchziehenden Verkehrsgebietes einen mindestens achtungswerthen Erfolg erzielen will. Es muss deshalb jede Anlage einem gründlichen, auf langjährigen Erfahrungen basirten Studium unterzogen werden, ehe man an die Ausführung geht.
Die Feldabahn war bisher das Ziel zahlreicher Excursionen und wird von vielen Fachmännern als eine den örtlichen und den Verkehrsverhältnissen streng angepasste individualisirte Anlage anerkannt, bei welcher die Grundzüge des Baues sowol wie des Betriebes im wirthschaftlichen Sinne harmoniren. Es dürfte deshalb von allgemeinem Interesse sein, über die Feldabahn authentische Aufschlüsse zu bekommen, um so mehr als die Literatur über das Kapitel Secundärbahnen, obwol sie schon zu einer ansehnlichen Sammlung herangewachsen ist, doch sehr wenige praktische Beispiele über ausgeführte Anlagen aufzuweisen hat. Im Allgemeinen ist zwar Vieles und Gutes geschrieben worden; allein von guten Rathschlägen bis zur thatsächlichen Ausführung ist ein weiter und oft schwieriger Weg zurückzulegen. Es wird derjenige, bei dem die Begriffe einer wirthschaftlichen Anlage nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind, derjenige, der nicht den Muth hat, unbekümmert um die Zweifel und Bedenken Anderer die Verantwortung für das zu übernehmen, was er als zweckmässig und gut anerkennt, nur ein Werk schaffen, das mit den ökonomischen Grundsätzen nicht im Einklange steht, er wird auf Abwege kommen, auf denen er das angestrebte Ziel nicht zu erreichen vermag.
Der Verfasser vorliegender Broschüre, welcher schon während der Kindheit unseres Eisenbahnwesens in dessen Praxis übergetreten ist, lange Jahre im Eisenbahndienste thätig war und seit vielen Jahren als der Chef eines mit dem modernen Verkehrsinstitute eng liirten Etablissements Gelegenheit hatte, die Bedürfnisse und Mängel des Verkehrswesens kennen zu lernen, und der mit besonderer Vorliebe dem wirthschaftlichen Theil des Eisenbahnwesens, insbesonders demjenigen der Secundärbahnen eine grosse Aufmerksamkeit schenkte, hat es versucht, die beim Bau und Betrieb der Feldabahn zur Anwendung gekommenen Grundsätze im Zusammenhange mit den getroffenen Einrichtungen und der Organisation des Betriebes einem grösseren Kreise von Interessenten zur Kenntnis zu bringen. Vor Allem aber muss er darauf aufmerksam machen, dass die Feldabahn nicht die Schablone bilden kann für andere Anlagen, da sie noch mancher Vervollkommnung im wirthschaftlichen Sinne fähig sein dürfte und weil sie überhaupt nicht eine universelle, sondern nur eine individuelle Ausbildung erfahren hat. Sie kann deshalb nur als Leitfaden für andere Anlagen betrachtet werden.
Giebt die vorliegende Arbeit Veranlassung, die bei der Feldabahn verkörperten Grundsätze, welche in jeder Beziehung zu einem unglaublich günstigen Resultate geführt haben, der weiteren Vervollkommnung zuzuführen und zum weiteren Verfolg des eingeschlagenen Weges anzueifern, dann ist der Zweck derselben erreicht.
München, im September 1881.
Krauss.
Nirgends aber ist die Schablone gefährlicher, als wenn für eine Sache erst eine neue Basis geschaffen werden muss und eine solche Sache ist unbestritten die Erstellung und der Betrieb von Vicinalbahnen. Es ist zwar diese Sorte des modernen Verkehrswesens nichts Neues: aber es existiren äusserst wenige solche Anlagen, die als gutes Beispiel dienen können, weil sie nicht ein selbstständiges Individuum sind, sondern nur eine in unpassende Verhältnisse übergetragene Form der Hauptbahnen. Bei den mannigfaltigen, in ihrer Combination ausserordentlich vielfältigen, auf die Gestaltung einer Vicinalbahn erwirkenden Verhältnissen muss man von einer Schablone ganz und gar Umgang nehmen, wenn man bei den oft sehr ökonomischen Verhältnissen des von der Bahn zu durchziehenden Verkehrsgebietes einen mindestens achtungswerthen Erfolg erzielen will. Es muss deshalb jede Anlage einem gründlichen, auf langjährigen Erfahrungen basirten Studium unterzogen werden, ehe man an die Ausführung geht.
Die Feldabahn war bisher das Ziel zahlreicher Excursionen und wird von vielen Fachmännern als eine den örtlichen und den Verkehrsverhältnissen streng angepasste individualisirte Anlage anerkannt, bei welcher die Grundzüge des Baues sowol wie des Betriebes im wirthschaftlichen Sinne harmoniren. Es dürfte deshalb von allgemeinem Interesse sein, über die Feldabahn authentische Aufschlüsse zu bekommen, um so mehr als die Literatur über das Kapitel Secundärbahnen, obwol sie schon zu einer ansehnlichen Sammlung herangewachsen ist, doch sehr wenige praktische Beispiele über ausgeführte Anlagen aufzuweisen hat. Im Allgemeinen ist zwar Vieles und Gutes geschrieben worden; allein von guten Rathschlägen bis zur thatsächlichen Ausführung ist ein weiter und oft schwieriger Weg zurückzulegen. Es wird derjenige, bei dem die Begriffe einer wirthschaftlichen Anlage nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind, derjenige, der nicht den Muth hat, unbekümmert um die Zweifel und Bedenken Anderer die Verantwortung für das zu übernehmen, was er als zweckmässig und gut anerkennt, nur ein Werk schaffen, das mit den ökonomischen Grundsätzen nicht im Einklange steht, er wird auf Abwege kommen, auf denen er das angestrebte Ziel nicht zu erreichen vermag.
Der Verfasser vorliegender Broschüre, welcher schon während der Kindheit unseres Eisenbahnwesens in dessen Praxis übergetreten ist, lange Jahre im Eisenbahndienste thätig war und seit vielen Jahren als der Chef eines mit dem modernen Verkehrsinstitute eng liirten Etablissements Gelegenheit hatte, die Bedürfnisse und Mängel des Verkehrswesens kennen zu lernen, und der mit besonderer Vorliebe dem wirthschaftlichen Theil des Eisenbahnwesens, insbesonders demjenigen der Secundärbahnen eine grosse Aufmerksamkeit schenkte, hat es versucht, die beim Bau und Betrieb der Feldabahn zur Anwendung gekommenen Grundsätze im Zusammenhange mit den getroffenen Einrichtungen und der Organisation des Betriebes einem grösseren Kreise von Interessenten zur Kenntnis zu bringen. Vor Allem aber muss er darauf aufmerksam machen, dass die Feldabahn nicht die Schablone bilden kann für andere Anlagen, da sie noch mancher Vervollkommnung im wirthschaftlichen Sinne fähig sein dürfte und weil sie überhaupt nicht eine universelle, sondern nur eine individuelle Ausbildung erfahren hat. Sie kann deshalb nur als Leitfaden für andere Anlagen betrachtet werden.
Giebt die vorliegende Arbeit Veranlassung, die bei der Feldabahn verkörperten Grundsätze, welche in jeder Beziehung zu einem unglaublich günstigen Resultate geführt haben, der weiteren Vervollkommnung zuzuführen und zum weiteren Verfolg des eingeschlagenen Weges anzueifern, dann ist der Zweck derselben erreicht.
München, im September 1881.
Krauss.
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